Missverständnis oder böse Absicht?
Die Antwort in dieser Geschichte lautet: Weder Noch.
Ein Paar, das sich getrennt hat. Rosenkrieg. Kinder. Die Kommunikation ist schlecht. Die Wasserglas-Dramen an der Tagesordnung. Von all dem Schönen, das es zwischen den beiden auch mal gab, ist eigentlich nichts mehr wahrnehmbar.
Er hat jetzt eine neue Partnerin. Sie ist eher feuerschürender Natur.
Nach einigen Erfahrungswerten vereinbaren die Geschiedenen, dass seine neue Partnerin in den Momenten, wo die “Kinder fürs Wochenende übergeben werden”, jeweils nicht dabei sein soll. Dies soll helfen, etwas mehr Ruhe reinzubringen. Es bleibt schwierig, ist aber eindeutig besser so.
Die Mutter merkt, dass sich ihr früherer Mann bemüht und anerkennt dies aufrichtig. Sie möchte sich bei ihm dafür bedanken. Auch mal wieder Herz zeigen. Sie meint es gut und dankt ihm in einer Nachricht.
Am darauffolgenden Wochenende ist die neue Partnerin wieder bei “der Übergabe” dabei.
Die Exfrau kocht vor Wut. Die altbekannten Gedanken- und Gefühlsspiralen laufen auf Hochtouren. “Weshalb macht er das? Es ist immer das Gleiche. Er will mich immer ärgern usw. usw.” Eine weitere Dramarunde.
Was ist geschehen? Weshalb hat das ehrliche Dankeschön die Wirkung verfehlt und diese Reaktion bei ihm ausgelöst? Missverständnis oder böser Wille? Weder Noch.
Er war ein Kind, das zu strengem Gehorsam erzogen worden war. Später rebellierte er dagegen und schwor sich, irgendwie, nicht mehr gehorchen zu wollen.
Die Dankesnachricht seiner früheren Frau konnte er nicht als das entgegennehmen, was es wirklich war. Er sah darin eine Bestätigung, wieder einen Befehl ausgeführt zu haben, von einer Person, die mehr Feind als Freund war. Er war nicht in der Lage, die Wertschätzung sachlich und neutral entgegenzunehmen.
Sein alter Triggerpunkt war aktiviert worden und er reagierte automatisch.
Was zeigt uns diese Geschichte?
Sehr oft ist es nicht so, wie es scheint.
Menschen wählen ihre Handlungen intuitiv, unbewusst oder aufgrund von (bewussten oder unbewussten) Blockaden und angeeigneten Verhaltensmustern.
Es lohnt sich, tiefer zu schauen.
Es lohnt sich, verstehen zu wollen.
Es lohnt sich, Hinderliches aufzulösen und den Weg frei zu machen und glücklich zu werden.
Wie gut kennst Du Deine Triggerpunkte?